Sachsen-Anhalt: Polizeiliche Kriminalstatistik 2012

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Sachsen-Anhalt: Polizeiliche Kriminalstatistik 2012

"Sachsen-Anhalt ist trotz eines leichten Anstiegs der Straftaten ein sicheres Bundesland", sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2012.

Während sich die Zahl der Einwohner in den zurückliegenden zehn Jahren um 9,2 Prozent verringert hat, ist die Anzahl der registrierten Straftaten im gleichen Zeitraum um 17,5 Prozent gesunken. Der Anteil der Diebstahlsdelikte lag dabei sogar erstmalig unter 40 Prozent aller angezeigten Straftaten.

Demgegenüber liegt die Aufklärungsquote durch eine Zunahme von aufgeklärten Straftaten unverändert bei 57,4 Prozent.

Holger Stahlknecht freute sich: "Damit dürfte Sachsen-Anhalt im Ländervergleich bei den Aufklärungsquoten wieder im vorderen Bereich sein". Gleichzeitig unterstrich er, dass das insgesamt gute Ergebnis nicht nur auf den Verfolgungsdruck zurückzuführen sei, sondern ebenfalls Ausdruck der Wirksamkeit präventiver Maßnahmen ist, die es auch künftig auf hohem Niveau fortzuführen gilt.

Detaillierte Kriminalstatistik 2012:

Tatverdächtige:
Im Jahr 2012 wurden 72.001 Tatverdächtige ermittelt, das sind 725 Personen mehr als im Vorjahr. Der Anteil Jungtatverdächtiger (unter 21 Jahren) an allen Tatverdächtigen betrug 2012 nur noch 19,9 Prozent. Das ist ein Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und der geringste Anteil seit dem Jahr 1994. Der Anteil junger Intensivtäter (Jungtatverdächtige mit mehr als neun Straftaten im Kalenderjahr) beträgt 2,6 Prozent. Die Anzahl registrierter Intensivtäter beträgt 372 gegenüber 411 vom Vorjahr.

Opfer:
Im vergangen Jahr wurden 29.836 Menschen als Opfer bzw. Geschädigter einer Straftat registriert (2011: 28.794). 58,8 Prozent (17.552) der Opfer sind männlich. Unterteilt nach Altersklassen ergibt sich folgendes Bild: 22.423 Erwachsene (entspricht einem Anteil von 75,2 Prozent), 2.378 Heranwachsende (acht Prozent), 2.487Jugendliche (8,3 Prozent) und 2.548 Kinder (8,5 Prozent).


Anteile einzelner Deliktsfelder an der Gesamtkriminalität:

Der Anteil der Diebstahlsdelikte, als dem höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität, ist mit 75.027 erfassten Fällen erstmals unter 40 Prozent und sank gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent (1.754 Fälle).

Sonstige Straftaten gemäß Strafgesetzbuch wurden mit einem Anteil von 23,1 Prozent an der Gesamtkriminalität registriert. Gegenüber dem Jahr 2011 stieg der Anteil um 0,9 Prozentpunkte.

Die Sachbeschädigung hat im Jahr 2012 trotz eines Anstiegs um188 Fälle mit insgesamt 34.139 Delikten wiederum einen Anteil von 12,8 Prozent an der Gesamtkriminalität. Besonders augenfällig gestaltet sich dabei Sachbeschädigungen durch illegale Graffiti mit einem Anstieg um 448 auf insgesamt 5.203 Fälle.

Die Straftatenhauptgruppe der Rohheitsdelikte und der Straftaten gegen die persönliche Freiheit hat einen Anteil von 13,4 Prozent (25.443 Delikte). Im Jahr zuvor lag ihr Anteil an der Gesamtkriminalität mit 24.555 erfassten Delikten bei 13,1 Prozent.

Der Anteil der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (0,7 Prozent) hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verringert.

Unverändert blieb auch der Anteil der Straftaten gegen das Leben mit 0,1 Prozent an der Gesamtkriminalität.


Ausgewählte Deliktsfelder:

Straftaten gegen das Leben / Morde:
Die Anzahl der Straftaten gegen das Leben ist mit einem Rückgang um 14,4 Prozent auf insgesamt 107 Fällen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres mit 125 Fällen.

Bei den Morddelikten ist mit 14 Fällen gegenüber dem Vorjahr (17 Fälle) eine rückläufige Tendenz sichtbar. Allerdings wurden 2011 acht vollendete Mordfälle aus den Jahren 1945 und 1946 erstmals statistisch erfasst. Vor diesem Hintergrund ergibt sich ein Anstieg zum Vorjahr um fünf Fälle. Von den insgesamt 14 Morddelikten handelt es sich in neun Fällen um Versuche und fünf vollendete Taten. Die Aufklärungsquote liegt bei 100 Prozent.

Ein besonders öffentlichkeitswirksamer Fall, der Sachsen-Anhalt in die bundesweiten Schlagzeilen brachte, war der brutale Mord an einem 39-jährigen Münchner IT-Spezialisten, dessen Leiche, an Händen und Füßen mit Klebeband gefesselt, auf der Ladefläche des von ihm benutzten Fahrzeugs in einem Waldgebiet aufgefunden wurde. Im Rahmen umfangreicher Ermittlungen der eingesetzten Morduntersuchungskommission der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost, die über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus in enger Zusammenarbeit mit litauischen Sicherheitsbehörden erfolgte, konnten fünf Personen aus Litauen überführt werden.

Gewaltkriminalität:
Die Zahl der registrierten Fälle der Gewaltkriminalität im Jahr 2012 ist im fünften Jahr in Folge erneut leicht rückläufig. Mit einer Aufklärungsquote von 79,4 Prozent hat die Polizei dabei wiederum sehr gute Arbeit geleistet.

Raub und räuberische Erpressung:
Beim Raub, der räuberischen Erpressung und dem räuberischen Angriff ist mit 1.449 erfassten Fällen ein leichter Anstieg um 77 Fällen (5,6 Prozent) gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Dennoch sind zum dritten Mal in Folge weniger als 1.500 Raubdelikte in der PKS erfasst worden.

Tatmittel Internet:
Mit insgesamt 7.246 Straften ist im Zusammenhang mit dem Tatmittel Internet ein deutlicher Anstieg der erfassten Straftaten um 1.046 Fälle (+ 16,9 Prozent) festzustellen. Diese Straftaten sind eine zunehmende Bedrohung für die Gesellschaft und stellen Polizei und Wirtschaft vor ständig neuen Herausforderungen. Aus diesem Grunde wurde im vergangenen Jahr die Spezialdienststelle "4C" (Cyber Crime Competence Center) im Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt eingerichtet und damit Fachwissen gebündelt. Der Erfolg dieser neuen Dienststellen zeigt sich u.a. auch in mehreren erfolgreich durchgeführten Ermittlungsverfahren.

Ein weiteres Problemfeld stellten die "Man-In-The-Middle-Angriffe" dar, die sehr hohe Schäden verursachten. Hinter diesen Fällen verbergen sich Methoden, bei denen sich der Angreifer in eine Kommunikationsverbindung einklinkt, sich quasi in die Mitte zwischen den beiden Kommunikationspartnern begibt und ihnen die jeweils andere Identität vortäuscht. So wurde in einem Fall ein Magdeburger Unternehmer beim Besuch der Internetseite seiner Hausbank getäuscht und ihm ein Schaden von über 14.000 Euro zugefügt. Die Täter gingen auch hier hochprofessionell und arbeitsteilig vor. Vielfach handelt es sich um internationale Tätergruppierungen, die aus dem Ausland agieren.

Rauschgift:
Die Anzahl der registrierten Rauschgiftdelikte lag im vergangenen Jahr bei 5.893 Fällen, was einen Anstieg um 231 Delikte bedeutet und einer Zunahme von 4,1 Prozent entspricht. Die Aufklärungsquote betrug in diesem Kriminalitätsbereich 95,3 Prozent und lag um 1,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Im Jahr 2012 waren sechs Drogentote zu verzeichnen, gegenüber neun im Jahr 2011. Seit Beginn der Erfassung im Jahr 1994 sind in Sachsen-Anhalt insgesamt 113 Personen an den Folgen des Drogenkonsums verstorben.

Nachricht vom 09.03.2013


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